Pilotprojekt «Perinatales Unterstützungsnetz»

Psychische Erkrankungen sind noch immer ein gesellschaftliches Tabu. Bei der postpartalen oder postnatalen Depression kommen zusätzlich die hohen Erwartungen der werdenden Eltern und ihres Umfeldes dazu: Die Geburt eines Kindes sollte ein glückliches Ereignis sein; negative Gefühle passen nicht ins Bild. Nach einer Geburt hat jede dritte Frau Anpassungsprobleme, jede sechste bis zehnte Frau erkrankt an einer postpartalen Depression. Im Gegensatz zum «Babyblues», der in der Regel nach einigen Tagen von selbst wieder abklingt, ist die postpartale Depression eine ernsthafte Erkrankung, die einer Behandlung bedarf. Viele Betroffene stossen in ihrem Umfeld auf Unverständnis, erkennen selber nicht, dass eine Erkrankung vorliegt oder wollen sie lange nicht wahrhaben. Dies erschwert und verzögert die rechtzeitige Diagnose und Behandlung – teilweise mit gravierenden Folgen für die betroffenen Frauen, die Kinder und die Angehörigen.

Erstes Netzwerk im Rheintal

Das Pilotprojekt «Perinatales Unterstützungsnetz» möchte - in Zusammenarbeit mit ZEPRA und dem Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit - die Früherkennung und die Behandlung der Betroffenen verbessern und präventiv wirken. Ein erstes Netzwerk hat sich im St.Galler Rheintal gebildet, rund um das Kompetenzzentrum für Gynäkopsychiatrie am Psychiatrie-Zentrum Rheintal in Heerbrugg. Im Netzwerk tauschen sich Fachstellen und Fachpersonen untereinander aus und arbeiten teilweise eng zusammen, um mit verschiedenen Massnahmen die Früherkennung und Behandlung von Betroffenen zu verbessern und auch präventiv zu wirken.

Prävention und Früherkennung

Das Ziel des Projekts ist eine möglichst frühzeitige, angemessene Hilfe für die betroffenen Frauen, ihre Kinder und ihre Angehörigen. Durch Information und Sensibilisierung sowohl der Öffentlichkeit als auch von Fachpersonen, die mit Schwangeren bzw. Eltern von Kleinkindern arbeiten, soll die Früherkennung verbessert werden. Durch die Vernetzung aller beteiligten Fachstellen und Fachpersonen sowie mit niederschwelligen Angeboten, die bei den Zielgruppen (Fachpersonen, Bevölkerung) auch bekannt sind, soll eine frühzeitige Behandlung und Unterstützung sichergestellt werden.

Informationsflyer «Mutterglück!?»

Das Perinatale Unterstützungsnetz im Rheintal hat einen gemeinsamen Informationsflyer für Schwangere und junge Familien lanciert. Er enthält allgemeine Informationen zu psychischen Belastungen rund um die Schwangerschaft und die Geburt sowie Hilfsadressen speziell für das St.Galler Rheintal. Der Flyer «Mutterglück!?» kann ab sofort bei ZEPRA bestellt werden:

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