«Der tägliche Wahnsinn»

Wie häufig und wie belastend psychische Probleme bei Mitarbeitenden sind, dafür fehlt oft das Bewusstsein. Tatsache ist, dass psychiatrische IV-Renten zunehmen. Die Folgekosten von psychischen Krankheiten belaufen sich in der Schweiz laut Schätzungen auf 20 Milliarden Franken. Etwa jeder fünfte Mitarbeiter hat zu einem beliebigen Zeitpunkt eine psychische Krankheit. Und rund 75 Prozent dieser Personen geben an, ihre Produktivität am Arbeitsplatz sei gesundheitsbedingt reduziert.

Die Erkenntnis kommt nach der Eskalation

Führungskräfte sind auf psychische Problemsituationen nicht vorbereitet. Weniger als 30 Prozent sind jemals geschult worden, wie sie solche Mitarbeitende führen können. So wundert es nicht, dass viele Chefs erst spät erkennen, dass ihre Mitarbeiterin oder ihr Mitarbeiter psychisch erkrankt ist. Häufig also erst dann, wenn die Krise da ist. Auslöser dazu kann zum Beispiel eine fachliche Überforderung, ein Führungswechsel oder eine private Situation sein. Besonders häufig schildern die befragten Führungskräfte schwere Suchtprobleme, starke Ängste mit Vermeidungsverhalten, impulsives, aggressives Verhalten oder zwanghafte, versteckt-aggressive Verhaltensmuster.

Nach durchschnittlich 22 Monaten Problemdauer wird in 80 Prozent der Fälle das Arbeitsverhältnis aufgelöst. Für rund 40 Prozent der Vorgesetzten sind die erlebten «Geschichten» psychisch extrem oder mindestens sehr belastend. Und sie kosten Zeit und Geld. Ebenfalls in 40 Prozent der Fälle ist auch das Team extrem oder sehr belastet und die Produktivität der Abteilung leidet stark.

Welche Lehren ziehen die befragten Vorgesetzten aus ihren Erfahrungen? Ein Drittel würde künftig die betroffene Mitarbeiterin oder den betroffenen Mitarbeiter früher auf seine Probleme ansprechen, klarere Vorgaben machen und ihn enger kontrollieren. Rund ein weiteres Drittel würde rascher betriebsinterne oder externe fachliche Unterstützung beiziehen.

«Alles im grünen Bereich?»

Das Forum BGM Ostschweiz und das Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit haben sich gemeinsam zum Ziel gesetzt, Unternehmen und Organisationen bei der Förderung von psychischer Gesundheit und bei der Früherkennung von psychischen Krankheiten mit der Kampagne «Alles im grünen Bereich? 10 Impulse für psychische Gesundheit beim Arbeiten» zu unterstützen. Die Wirtschaftsämter der Kantone St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden sowie des Fürstentums Liechtensteins unterstützen die Kampagne aktiv.

Sensibilisieren, informieren und handeln

Mit einem Informationsflyer und Giveaways stärkt die Kampagne Mitarbeitende dabei, ihrer eigenen psychischen Gesundheit Sorge zu tragen. Für Führungspersonen steht eine Sammelmappe mit Broschüren, Informationsblättern und Vorlagen zur Verfügung. Inhalte sind zum Beispiel: «Wie erkenne ich psychische Erkrankungen?», «Was kann ich tun, wenn Mitarbeitende psychisch krank werden?», «Wo erhalte ich Unterstützung?». Die Unternehmen erhalten zudem Informationen, wie sie einen Beitrag für den Erhalt der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden leisten können und wie die betrieblichen Bedingungen in Bezug auf psychische Gesundheit optimiert werden können.

Kostenlose Materialien

Unternehmen im Einzugsgebiet der beiden Foren (AI, AR, SG und FL) können maximal 500 Informationsbroschüren und Giveaways kostenlos beziehen (solange Vorrat). Weitere Exemplare werden zum Selbstkostenpreis abgegeben. Auf Wunsch können die Unternehmen die Inhalte der Kampagne übernehmen und ihrem eigenen Corporate Design anpassen.

Fachtagung «Psychische Gesundheit und Arbeit»

Am 20. September 2017 fand im Pfalzkeller St.Gallen die Tagung «Psychische Gesundheit und Arbeit» statt. Die Tagung informierte die Teilnehmenden über jüngste Forschungsergebnisse, zeigt auf, was Ostschweizer Betriebe zur Förderung der psychischen Gesundheit unternehmen und was das Gesetz zum Schutz der Mitarbeitenden vor psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz regelt.

Veranstaltungsrückblick und Tagungsunterlagen

 

Quelle:

Studie «Der tägliche Wahnsinn» (Hochschule Luzern / Psychiatrie Baselland)

Kontakt:

Annette Nitsche, Fachstelle Betriebliche Gesundheitsförderung ZEPRA
Jürg Engler, Fachstelle Psychische Gesundheit ZEPRA

Weiterführende Informationen:

www.bgm-ostschweiz.ch
www.forum-psychische-gesundheit.ch
www.psyche-und-arbeit.ch

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