Den Blick auf die vergessenen Kinder richten

Kinder aus gewaltbetroffenen, suchtbelasteten Familien oder Kinder mit Eltern, die an einer psychischen Erkrankung leiden, zeigen oft Verhaltensauffälligkeiten, haben emotionale oder soziale Probleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Mühe in der Schule oder sie zeigen Anzeichen einer Traumatisierung. Eine frühzeitige Unterstützung ist zentral, um für die Kinder trotz schwieriger Umstände ein Umfeld zu schaffen, in dem sie gesund aufwachsen können.

Rund 260 Fachpersonen aus dem Kindes- und Erwachsenenschutz, aus Gerichten, aus der Strafverfolgung, aus dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie aus Bildungseinrichtungen gingen der Frage nach, wie den Bedürfnissen der betroffenen Kinder professionell begegnet werden kann. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Sicherheits- und Justizdepartement gemeinsam mit dem Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit.

Viele betroffene Kinder im Kanton St.Gallen

Heidi Hanselmann, Regierungsrätin und Vorsteherin des Gesundheitsdepartementes, sprach in ihrer Begrüssung von über 11‘000 Kindern im Kanton St.Gallen, die Schätzungen zufolge mit Eltern aufwachsen, die von einer psychischen Erkrankung und/oder einer Suchterkrankung betroffen sind. «Wenn wir uns vor Augen führen, dass knapp jede zweite Person im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal eine ernsthafte psychische Krise oder eine psychische Erkrankung durchlebt, wird uns das Ausmass des Themas bewusst», so Heidi Hanselmann.

Fredy Fässler, Regierungspräsident und Vorsteher des Sicherheits- und Justizdepartementes, betonte die Wichtigkeit, die Rechte der Kinder in juristischen Verfahren zu wahren: «Kinder, die inmitten häuslicher Gewalt aufwachsen, wollen oft nur eines: Die Gewalt soll aufhören!» Manchmal brauche es jedoch ein Verfahren, damit «es aufhört». Umso wichtiger sei es, dass Kinder dabei angehört und begleitet werden.

Koordination zwischen den involvierten Stellen

Am Vormittag der Tagung stellten namhafte Experten die verschiedenen und manchmal auch gleichzeitig auftretenden Belastungen einander gegenüber. Dabei wurde neben der zentralen Bedeutung einer möglichst frühzeitigen Unterstützung der Familien auch immer wieder die Notwendigkeit von Koordination, Austausch und Zusammenarbeit betont. Dies, da im einzelnen Fall bis zu 16 Behörden, Institutionen und Fachstellen involviert sind. Hier gilt es, gemeinsam Lösungen zu finden – sowohl mit der betroffenen Familie als auch im Austausch mit den beteiligten Fachpersonen.

Den Herausforderungen gemeinsam begegnen

Am Nachmittag der Tagung wurden in interdisziplinär zusammengesetzten Arbeitsgruppen anhand konkreter Fallbeispiele verschiedene Fragen und Herausforderungen diskutiert: Haben wir die richtigen Angebote für Kinder, Eltern und die Familie als Ganzes? Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Stellen aus? Wo gelingt sie und wo nicht? Gibt es jemanden, der längerfristig an einem Fall dranbleibt? Wie kann man in einer frühen Phase Hilfe anbieten, sodass diese auch angenommen wird?

Für alle involvierten Stellen gilt es, den Blick nicht nur auf die Eltern, sondern besonders auch auf die Kinder und ihre Bedürfnisse zu richten. Mit der Tagung vom 2. März 2018 konnte ein weiterer Schritt gemacht werden, um die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Stellen zu verbessern.

Tagungsunterlagen

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