5. Tagung Kooperation Alter: «Lebensqualität als Ziel(-bild)»

Stefan Häseli führte humoristisch durch die Tagung und eröffnete diese mit der Zahl 4, die er unter anderem mit dem Veranstaltungsort «SQUARE» in Verbindung bringt. Eingeleitet wurde das Thema «Integrierte Angebotsplanung im Alter» mit drei Fragen an Rolf Huber, Präsident der Vereinigung St.Galler Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten (VSGP) sowie an Regierungsrätin Laura Bucher und Regierungsrat Bruno Damann. Die Befragten waren sich einig, dass sich aufgrund der demo­grafischen Veränderung und des medizinischen Fortschritts die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung geändert haben. Auch aufgrund des Fachkräftemangels sind neue Angebotsstrukturen und der flexible Wechsel zwischen verschiedenen Leistungen erforderlich. Mathias Müller, Stadtpräsident von Lichtensteig rundete den Einstieg mit einem Rückblick auf die letzte Tagung im Jahr 2021 ab.

Koordinierte Angebotsgestaltung aus Sicht der älteren Person

Simon Stocker von GERONTOLOGIE.CH und Prof.Dr. Jürgen Stremlow der Hochschule Luzern stellten das neue von ihnen entwickelte Zielbild der Angebotsentwicklung in der Langzeitpflege für den Kanton St.Gallen vor. Es soll die koordinierte Angebotsgestaltung aus Sicht der älteren Person in einem einfachen Schaubild darstellen. Betont wurde die Dynamik zwischen den verschiedenen Angeboten und Unterstützungsphasen, sodass eine bedarfs­gerechte Versorgung stattfinden kann. Ebenso werden den Koordinationsaufgaben über drei Entwicklungsstufen eine hohe Wichtigkeit zuteil.

Zielbild der Angebotsentwicklung in der Langzeitpflege für den Kanton St.Gallen (Grossansicht der Grafik mit Legende).

 

Vielfältige technische Hilfsmittel im häuslichen Umfeld

Im Vortrag «Wohnen im Alter – Technikanwendung im Spannungsfeld von Freiheit, Sicherheit und neuen Abhängigkeiten» wurde skizziert, wie bereits mit dem Einsatz von kleinen technischen Hilfsmittel der Alltag älterer Personen im häuslichen Umfeld sicherer und komfortabler gestaltet werden kann, damit diese so lange wie möglich selbständig zu Hause wohnen können. Die vielfältigen digitalen Assistenzsysteme reichen von motorischen Türschliess-Systemen bis hin zum Einsatz von Bewegungssensoren und Sturzerkennungssystemen. Die Stiftung Wohnen und Bleiben testet diese Systeme mit Seniorinnen und Senioren, wertet die Ergebnisse aus und trägt diese in einer Wissensdatenbank zusammen.

Praxisbeispiel «cura unita glarus»

Das Praxisbeispiel «cura unita glarus» zeigte auf, wie aus dem ehemaligen Verein Spitex Glarus und den öffentlich-rechtlichen Altersheimen Glarus am 1. Januar 2023 eine Organisation und neue Trägerschaft gegründet wurde. Der Leitsatz dabei war «Auf dem Weg von einer losen Freundschaft zu einer gemeinsamen Partnerschaft» und setzte ein Jahr intensive Projektarbeit voraus. Auf politischer Ebene wurde ein neues Pflege- und Betreuungsgesetz geschaffen, wodurch u.a. neu der Kanton die Restkosten übernimmt.

Unabhängige Anlauf- und Beratungsstelle für Altersfragen

Mit Leben im Alter Sarganserland (LiAS) ist in der Region im Jahr 2021 eine neue unabhängige Anlauf- und Beratungsstelle für Altersfragen entstanden. Das Angebot der acht Gemeinden koordiniert die Altersarbeit im Sarganserland und fungiert somit als Drehscheibe. Sie steht der älteren Bevölkerung, Angehörigen und Netzwerkpartnern kostenlos zur Verfügung. LiAS richtet Fragen rund um Themen wie Finanzen, Wohnen, Gesundheit oder Pflege und Betreuung einerseits direkt an die ältere Bevölkerung und deren Angehörige, anderseits stehen Dienstleistungen professioneller Netzwerkpartner, wie z.B. Gesundheits- oder Pflegeinstitutionen in der Region zur Verfügung. Man versteht sich als Schnittstelle, die das bestehende Angebot der Altersarbeit vernetzt und koordinierende Aufgaben zwischen den einzelnen Anbietenden übernimmt.

Integrierte Angebotsplanung im Kanton St.Gallen

Im Vortrag «Integrierte Angebotsplanung im Kanton St.Gallen» wurden Inputs zur praktischen Umsetzung des Zielbildes anhand konkreter Beispiele aufgezeigt. Es wurden Umsetzungsvarianten von Informations-, Anlauf-, Fall- und Koordinationsstellen erläutert, z.B. wie sich eine sozialraumbezogene Unterstützung und Beratung zu einer zentralen Anlaufstelle in einer Gemeinde entwickelte. Die Beispiele waren aus den Gemeinden Bassersdorf ZH, Durachtal SH sowie dem Bezirk Affoltern ZH. Voraussetzungen für eine gelingende Umsetzung sind der politische Wille und damit verbunden die Bereitschaft zur Koordination sowie die Bereitstellung von Rahmenbedingungen und finanziellen Ressourcen. Basierend auf dieser Grundlage können die bestehenden Leistungserbringer zusammenarbeiten und Organisationsentwicklungsprozesse initiiert werden, damit eine integrierte Angebotsplanung gelingt und so eine Angebotserweiterung erfolgen kann.

Gesundheitsförderung im Alter in der Gemeinde

Im Vortrag «Massnahmen zur Gesundheitsförderung im Alter in der Gemeinde» wurden vier Handlungsfelder erläutert, in denen Gemeinden in der Gesundheitsförderung von älteren Erwachsenen aktiv werden können:

  1. Politische und organisatorische Rahmenbedingungen gestalten
  2. Soziale Teilhabe und ein differenziertes Altersleitbild fördern
  3. Gesundheitsförderliche Lebensbedingungen schaffen
  4. Persönliche Ressourcen und gesundes Verhalten fördern in den Bereichen Bewegungsförderung und Sturzprävention, Förderung einer ausgewogenen Ernährung und Förderung der psychischen Gesundheit.

In der neu erschienen Übersicht «Angebote für gutes Altern am Wohnort» sind die Angebote des Amtes für Gesundheitsvorsorge für St.Galler Gemeinden aufgeführt.

Kostenvorteile aufgrund von Vernetzung

Für Prof.Dr. Mathias Mitterlechner von der Universität St.Gallen lohnt sich die integrierte Versorgung und bevölkerungsorientierte Koordination in vielerlei Hinsicht. Er wies auch auf die Kostenvorteile aufgrund von Vernetzung hin. Der Aufbau und Weg dorthin erfordert aber viel Kommunikations- und Beziehungsarbeit sowie situativ angepasste Handlungsansätze. Er beschrieb die notwendigen Schritte und erlebten Herausforderungen anhand der Umsetzung in der Gesundheitsregion Unterengadin.

Crazy David fasste die Tagung anhand von gezeichneten Cartoons zusammen, bevor Rolf Huber einige Schlussworte an das Publikum richtete. Er forderte die Teilnehmenden auf, Veränderungen in kleinen Schritten anzugehen sowie den Willen und das Ziel vor Augen zu behalten, gemeinsam weiterzukommen.

Tagungsunterlagen zum Download

Alle Unterlagen zur Tagung sind online und stehen zum Download bereit.

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